Unser Ansatz

Wir bilden, begleiten und betreuen junge Menschen vom Kleinkind bis zum Jugendlichen nach den pädagogischen Grundlagen Maria Montessoris. Eltern und Pädagogen stehen gemeinsam bei der persönlichen und intellektuellen Entwicklung zur Seite.

Wir fördern das Heranwachsen zu wertorientierten, selbständigen Menschen, die sowohl für sich als auch für die Gemeinschaft einstehen, für die der respektvolle Umgang mit den Ressourcen unserer Erde und allen Lebewesen selbstverständlich ist und die bereit sind, ihren Beitrag zum Aufbau einer friedlichen Gesellschaft zu leisten.

Alle Erwachsenen sind in diesen Prozess mit einbezogen und beteiligen sich aktiv und positiv am Leben und Wirken der Einrichtungen des Vereins. Miteinander leisten die Mitglieder des Montessori München e.V. hier ihren Beitrag zu einer vitalen und stetigen Weiterentwicklung. Das Zusammenspiel zwischen Erwachsenen und Kindern lässt eine Kultur des Aufeinander Vertrauens, des Miteinander Gestaltens und des Voneinander Lernens gedeihen.

„Das Interesse des Kindes hängt allein von der Möglichkeit ab, eigene Entdeckungen zu machen. Die Freude, das Selbstwertgefühl, sich von anderen anerkannt und geliebt zu wissen, sich nützlich und fähig zu fühlen, das sind Faktoren von ungeheurer Bedeutung für die menschliche Seele. Schließlich bilden das Selbstwertgefühl und die Möglichkeit, an einer sozialen Organisation teilzuhaben, lebendige Kräfte. Und das gewinnt man nicht, indem man Lektionen auswendig lernt oder Probleme löst, die nichts mit dem praktischen Leben zu tun haben. Das Leben muss zum zentralen Punkt werden und die Bildung ein Mittel.“
Maria Montessori

„Die freie Wahl ist die höchste Tätigkeit: Nur das Kind, das weiß, was es benötigt, um sich zu üben und sein geistiges Leben zu entwickeln, kann wirklich frei auswählen.“

Montessori

Wahlfreiheit

Nirgendwo lassen sich die Prinzipien Maria Montessoris besser verwirklichen als in der Freien Arbeit. Mit den jahrgangsgemischten Lerngruppen hat sich die Bedeutung der Freien Arbeit noch erhöht. Gebundene Lerneinheiten finden zusätzlich je nach pädagogischer Notwendigkeit statt. Die Freie Arbeit stellt das Kernstück des Unterrichts dar. Die Schüler wählen nach eigener Entscheidung, womit sie arbeiten wollen. Sie bestimmen selbst Arbeitsrhythmus und Arbeitsdauer. Sie entscheiden, ob sie allein oder mit Partnern arbeiten wollen. Darüber hinaus können Arbeitspläne die Schüler dabei unterstützen, einen Schultag oder eine Schulwoche einzuteilen und wichtige Aufgaben einzuplanen.

Der Ablauf einer Freien Arbeit ist kaum steuerbar. Er variiert von Lerngruppe zu Lerngruppe, von Stufe zu Stufe und von Tag zu Tag. Die Vielfalt und Intensität der Beschäftigung ist immer wieder faszinierend. Ebenso die Erkenntnis, dass es Lernwege gibt, die wir Erwachsenen nicht als solche erkennen.

Vorbereitete Umgebung

Voraussetzung für das Gelingen der Freien Arbeit neben der freien Wahl ist die „vorbereitete Umgebung“. Die Umgebung soll so gestaltet sein, dass sie Neigungen des Kindes anspricht, herausfordert und weiterführende Lernprozesse bewirkt. Das Montessori-Material, eine angenehme Raumgestaltung, die Mitschüler und der Lehrer sind die Grundpfeiler dieser vorbereiteten Umgebung.

Das vom Maria Montessori entwickelte Material bildet die Standardausrüstung jeder Lerngruppe. Daneben werden auch andere Materialien verwendet, die zum Teil von Lehrern oder Schülern selbst hergestellt werden unter Beachtung der Prinzipien, die Maria Montessori forderte. Dieses Material soll einen Aufforderungscharakter („Stimme der Dinge“) haben und das Kind zu aktivem Umgang damit anregen. Es soll jeweils eine bestimmte Schwierigkeit isolieren und eine Fehlerkontrolle durch das Kind ermöglichen. Ein solches Material führt das Kind zu konzentrierter Arbeit („Polarisation der Aufmerksamkeit“) und hilft bei der Entwicklung seiner Selbstständigkeit.

Rolle der Lehrer

Die Freie Arbeit fördert ein Arbeits-  und Sozialverhalten der Schüler, das eine besondere Art von Lehrerverhalten voraussetzt. Der Lehrer ist der lebendige Teil der vorbereiteten Umgebung, für die er selbst in höchstem Maße verantwortlich ist. Eine genaue Kenntnis des Montessori-Materials ist unabdingbar für den Montessori-Lehrer. Er ist weniger „lehrender Lehrer“ als vielmehr Helfer und Beobachter, der sich in wissender Zurückhaltung übt und so dem Kind hilft, seine Freiheit und Selbstständigkeit zu erlangen. So findet in der Montessori-Schule, ganz besonders in der Freien Arbeit, eine radikale Verschiebung der Aktivität vom Lehrer zum Kind statt. Dazu gehört auch, dass die Schüler lernen, den Arbeitsprozess möglichst selbst zu planen, zu reflektieren und zu dokumentieren.

Die Freie Arbeit ist keine einfache Tätigkeit. Sie stellt hohe Anforderungen an das Kind. So fällt es vielen Kindern anfangs schwer, sich auf eine Arbeit einzulassen. Wenn das Kind sich über einen längeren Zeitraum hinweg selbst nicht für eine Arbeit entscheiden kann oder nur oberflächlichen Anregungen und Einfällen folgt, gilt es für den Lehrer, die richtige und schwierige Entscheidung zwischen Abwarten, Zulassen und Eingreifen zu treffen. Aus der unbedingten Achtung vor dem Kind, die Montessori „mit Verstand angewandte Liebe“ nennt, entsteht eine Atmosphäre, in der Lernen Freude macht. Aus dieser Achtung heraus wächst auch das Vertrauen in die Fähigkeit des Kindes, seine eigene Persönlichkeit aufzubauen.

Voraussetzungen

Ernsthaftigkeit, Konzentration, Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer sind Grundvoraussetzungen für eine sinnvolle Tätigkeit in der Freien Arbeit. Vertrauen, Ehrlichkeit und Respekt sind notwendig, wenn es um die Reflexion und Kontrolle von Arbeit geht.

Das sind Fähigkeiten, die sich bei vielen Kindern erst entwickeln müssen. Manche Kinder haben deshalb Schwierigkeiten, mit der Freien Arbeit umzugehen; sie sind beispielsweise überfordert von der Fülle der Angebote und der Interaktionsmöglichkeiten. Es ist dann Aufgabe der Lehrer, den Kindern zu helfen, sich zu normalisieren.

Wie diese Hilfen konkret aussehen, ist individuell verschieden. Sie können darin bestehen, einem unruhigen Kind intensive Zuwendung zu geben, es in ein Material einzuführen, seinen Handlungsspielraum durch vorgeschriebene Arbeit zu begrenzen oder einen Abgabetermin für eine Arbeit zu setzen. So lernt es, seine Arbeit einzuteilen und zu bewältigen, damit es zur inneren Befriedigung kommt. Schulische Arbeit muss nicht in jedem Fall „Spaß“ machen. Manchmal beinhaltet Arbeit auch Überwindung, Anstrengung und Rückschritte. Die Kinder lernen allmählich, auch dieser Arbeit ihren Wert beizumessen.

Ein wichtiger Grundsatz ist, die Arbeit eines jeden Kindes vor Störungen zu schützen. Hierfür trägt auch jeder Schüler eine Mitverantwortung. Die Freiheit des einzelnen Kindes hört da auf, wo es die Freiheit des anderen beschneidet: „Soziale Disziplin äußert sich in zweifacher Weise: Als Achtung vor der Arbeit des anderen und als Rücksicht auf das Recht des anderen.

„Jede Schulstufe stellt neue Anforderungen. Beim Wechsel von einer Schulstufe zur nächsten finden die Schüler jedoch vertraute Materialien, Rituale und Prinzipien wieder. Dadurch wird der Einstieg in die neue Stufe erleichtert. Für einen reibungslosen Übergang finden unter abgebenden und aufnehmenden Lehrern Übergabegespräche statt.

Was ist Projektarbeit?

In der Montessori-Pädagogik ist Lernen prinzipiell projektorientiert. Projekte sind Lernangebote mit einem Themenschwerpunkt, dem sich die Schüler über einen längeren Zeitraum hinweg widmen. Projektarbeit ist sowohl im Rahmen eines Unterrichtsfaches als auch fächerübergreifend möglich. Sie kann innerhalb oder auch außerhalb der vorbereiteten Umgebung stattfinden. Schüler dokumentieren ihre Projekte und präsentieren sie teilweise. An Projekten können einzelne Schüler, mehrere Schüler einer Lerngruppe, eine gesamte Lerngruppe, eine ganze Stufe oder die ganze Schule arbeiten. Die Teilnahme kann freiwillig oder verpflichtend sein.

Beispiele hierfür sind:

  • Kunstprojekte, an der sich die ganze Schule beteiligt
  • Projektwoche, Projekttage, Theater- oder Tanzprojekte einzelner Klassen
  • Vorträge zu Themen, die sich einzelne Schüler oder Schülergruppen vorgenommen haben.

Der Montessori-Abschluss an unserer Schule beinhaltet in Projektform die Erstellung und Präsentation einer „Großen Arbeit“.

Was bring die Projektarbeit?

Den Schülern soll in Projektarbeit Raum und Zeit gegeben werden, eigene Erfahrungen zu machen. Ein Thema kann von mehreren Seiten beleuchtet und jeder Aspekt genau behandelt werden. Die intensive Auseinandersetzung mit diesem Thema ermöglicht Offenheit für Neues, Freude am Lernen, Vertiefung, Konzentration und Begeisterung. Projektarbeit fördert das selbstständige Lernen und fordert die Schüler in Bezug auf Beschaffung, Selektion und Bewertung von Informationen. Die Initiative liegt bei der Projektarbeit in besonderem Maße bei dem Schüler selbst. Der Pädagoge regt die Schüler an und begleitet sie. Das Erreichen der Lernziele ist stark abhängig von der Bereitschaft des Schülers, “sich einlassen“ zu wollen. Beschäftigt sich ein Schüler mit projektgebundenen Lerninhalten, lernt er ganzheitliche mit vielen Sinnen. Das entspricht Pestalozzis Forderung nach Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“. Projektarbeit kann sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken: Schüler kommen zu einer reflektierten Selbsteinschätzung, gewinnen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und stärken insgesamt ihr Selbstbewusstsein.

Lerngruppen-, Stufen- oder Schulprojekte stärken das Gemeinschaftsgefühl und tragen zur Identifikation mit der Schule bei.

Künstlerisch-kreative Zusatzangebote

Regelmäßig finden künstlerisch-kreative Zusatzangebote, wie Theater, Tanz, Musik, Literatur oder bildende Kunst statt. Dafür kommen zum Teil externe Fachleute in die Schule. Die Schüler sollen Kunst und Kultur als kreative Ausdrucksformen für ihr schulisches und außerschulisches Leben kennen- und schätzen lernen. So erhalten sie die Möglichkeit, ihre Persönlichkeit auszuformen, indem versteckte Begabungen entdeckt, Selbstbewusstsein gestärkt und Teamfähigkeit entwickelt werden können. Auch für den Abbau von Versagens- oder Berührungsängsten, die Entwicklung von Sprachkompetenz, Rhythmusgefühl und Kreativität sind solche Angebote förderlich.

Der Fachunterricht bietet die Möglichkeit, die wichtigen praktischen Bereiche an unserer Schule zu fördern. Bei den Kindern und Jugendlichen können so Fachkompetenzen entwickelt und gesteigert werden.

Fachunterricht ist im Gegensatz zur Freiarbeit speziell im Stundenplan ausgewiesen, findet in der Regel als eigenständiger Unterricht in den jeweiligen Fachräumen statt und wird von entsprechend ausgebildeten Fachlehrern unterrichtet.

Je nach Stufe werden die Fächer Sport, Englisch, Soziales, Technik Wirtschaft,  Informatik, Musik und Kunst fachgebunden unterrichtet.

Durch den Fachunterricht an unserer Schule wird somit eine fachliche und praktische Grundausbildung angestrebt. Grundlegende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Techniken werden vermittelt.

Auch außerhalb des Fachunterrichts nimmt der praktische Bereich bei uns eine zentrale Rolle ein. Sehr vielfältige Lernangebote, unter anderem Kreativ- und Werkkurse, bieten den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, wichtige Sinneserfahrungen machen zu können.

Feste sind ein wichtiger Bestandteil des Schullebens. Zu ihnen zählen Feiern in der Klasse wie Adventsfeiern oder Jahresabschlussfeste und Feste in der Schule wie die Einschulungsfeier, das Faschingsfest oder das Abschlussfest der Oberstufe.

Auch Rituale wie der Morgenkreis oder der Klassenrat gehören zum Tages- und Wochenablauf.

Feste bleiben den Schülern im Gedächtnis. In ihrem Wesen haben Feste die gemeinsame Freude am Gelingen zum Ziel. Sie sind Höhepunkte  und ermöglichen ein Innehalten und ein Heraustreten aus dem Alltag in andere Zusammenhänge. Feierlichkeit und Spiritualität tragen zu innerer Ruhe und Frieden bei, geben Hilfen zur Sinnfindung und Alltagsbewältigung.

Feste bieten Gelegenheit, einzelnen Menschen oder Gruppen Würdigung und Anerkennung zu Teil werden zu lassen. In der Schule stärken sie das Gemeinschaftsgefühl und fördern die Identifikation mit der Lerngruppe und der Schule. Den Schülern wird ermöglicht, Verantwortung bei der Vorbereitung und für das Gelingen eines Festes zu übernehmen.

Für die Anzahl von Festen ist folgende Überlegung maßgeblich: Sind es zu viele, nimmt ihr Wert ab, sind es zu wenige, trägt die Freude nicht von einem zum anderen.

Außerschulische Lernorte sind ein wichtiger Bestandteil des Schullebens. Dazu gehören in allen Stufen Ausflüge, Unterrichtsgänge, Museumsbesuche, Theaterbesuche und ähnliches. Darüber hinaus gibt es regelmäßig gemeinsame mehrtätige Lerngruppenfahrten. Dies sind schulische Veranstaltungen, an denen die Teilnahme der Schüler verpflichtend ist. Die detaillierten Regelungen auch für Studienfahrten und Betriebspraktika finden sich in den Stufenkonzepten.

Außerschulische Lernorte sind in besonderem Maße dafür geeignet, Schülern und Pädagogen ganzheitliche Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen, aber auch mit einer Sache zu ermöglichen. Gemeinsame Aktionen fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Selbstständigkeit. Das intensive Zusammensein in der Gruppe stärkt die soziale Kompetenz, da das Gelingen maßgeblich vom Einhalten der Regeln, dem Sich-Einfügen in eine Gruppe und der Übernahme von Verantwortung für sich und die Gruppe abhängig ist. Die Erfahrungen dienen der Vorbereitung auf das Erwachsenenleben und das Berufsleben.

In unserer Schule greifen schulische und außerschulische Lernaufgaben ineinander. Das häusliche Lernen ist ein wichtiger Bestandteil und dient zur Vorbereitung, Fortsetzung und Ergänzung des schulischen Lernens.

Beispiele:

Üben und Vertiefen von Gelerntem

Die Wichtigkeit des Übens ist in der Pädagogik unumstritten. Zusätzlich zu den vielen Möglichkeiten, die das Montessori-Material bietet, ist auch die häusliche Übung wichtig – bei einem Kind mehr, bei einem anderen weniger.

Routinemäßige Arbeiten

Das Kind ist verantwortlich für eine aufgeräumte und vollständige Schultasche mit allen erforderlichen Arbeitsmaterialien.

Kreative Arbeiten

Das Kind ist als „Forscher und Experte“ gefordert. Es sammelt zu Hause Gegenstände oder Informationen, um sie an die Lerngruppe weiterzugeben.

Freiwillige Arbeiten

Kindern, die freiwillige Arbeiten erledigen wollen, stellt der Pädagoge entsprechende Aufgaben zur Verfügung.

In einer Schule von der ersten bis zur zehnten Klasse ist es dabei als Prozess zu sehen, dass die Schüler zunehmend selbstständig und eigenverantwortlich an die Arbeit gehen. Eltern unterstützen ihre Kinder, indem sie geeignete Rahmenbedingungen im Sinne einer vorbereiteten Umgebung schaffen. Die Schüler sollen erkennen, wo der geeignete Ort und wann die geeignete Zeit ist, um zu Hause konzentriert und motiviert arbeiten zu können. Die Eltern zeigen ein begleitendes Interesse an der Arbeit ihres Kindes. Erforderliche Hilfestellungen erfolgen individuell in Absprache zwischen Schülern, Lehrkräften und Eltern nach dem Prinzip „Hilf mir, es selbst zu tun.“

Das Kind leistet, indem es arbeitet. Aus dieser Überzeugung leitet sich unsere Auffassung von Leistung her. Leistung, die aus  dem  Kind kommt, die dynamisch ist und die der Persönlichkeitsentfaltung dient und nicht der Auslese.

Es ist selbstverständlich, dass Kinder in der Schule etwas leisten. Sie wollen und können Leistungen erbringen. Aber Leistung ist kein absoluter Begriff: Jedes Kind kommt mit unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule und startet folglich nicht von Null, sondern von seinem eigenen „Leistungsstand“ aus. In unserer Schule soll jedes einzelne Kind seine größtmögliche Leistungsfähigkeit entfalten können. Ein einheitlicher normierter Leistungsstand wird dabei kaum herauskommen. Die erbrachte Leistung wird nicht an anderen Kindern oder einer „Klassennorm“ gemessen, sondern in erster Linie am Kind selbst. Bewertet wird die persönliche Anstrengung, der individuelle Lernfortschritt. So erhält nicht nur der „gute“ Schüler, dem alles leicht fällt, die fast schon selbstverständliche positive Rückmeldung, sondern auch der „schwache“ Schüler, der solch eine Rückmeldung genauso braucht, wahrscheinlich sogar mehr.

Diesen individuellen Leistungsbegriff anzuerkennen erfordert sehr viel von den Eltern, dem Lehrer und auch von den Kindern selbst. Über allem steht dabei das Vertrauen in das Kind, das man kennen oder so gut als nur möglich kennen lernen muss. Nur wenn dieses Vertrauen und diese durch genaue Beobachtung erlangte Kenntnis des Kindes besteht, kann man den Mut zum Abwarten und Zulassen aufbringen: Abwarten, wenn „Leistung“ nicht dann erbracht wird, wenn es gemäß der „normalen“ Entwicklung oder laut Lehrplan an der Zeit wäre, aber auch zulassen, wenn das Kind eine „Leistung“ vor der Zeit erbringen will oder eingreifen, wenn das Kind die Leistung über längere Zeit verweigert.

Regelmäßige Leistungsnachweise dienen der Information von Schülern, Eltern und Lehrern über den Leistungsstand der Schüler. Zahl, Umfang und Gewichtung werden vom Lehrer in eigener pädagogischer Verantwortung festgelegt. Über die Leistungen der Schüler führen die Lehrer Aufzeichnungen. Diese dienen als Grundlage für die Erstellung der Wortgutachten.

Mama, ist mein Zeugnis gut? 

Dieser Frage mussten sich so manche Eltern an unserer Monte im Sommer 2011 zum ersten Mal stellen. Durch die Einführung der IzEL, der „Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess“, soll der Lernfortschritt des Kindes im Schulstoff deutlich gemacht werden, ohne die Notenwertung der Regelschule, die lediglich den Stand innerhalb der Klasse vergleichend abbildet. Darüber hinaus soll die Persönlichkeitsentwicklung und das Sozialverhalten dargestellt werden.

Für den Uneingeweihten sehen die Izel nach einer großen Kreuzchensammlung aus. Die vier Kategorien Anfänge, Basis-, gesicherte – und vertiefte Kenntnisse erscheinen ein wenig wie eine „sehr gut“ bis „nicht so gut“-Einteilung.

Doch genau diese Aussage haben die Kreuze nicht. Vielmehr zeigen sie an, welchen Stoff das Kind in welcher Tiefe bearbeitet hat. Da jedoch in jeder Jahrgangsstufe ein anderer Schulstoff wichtig ist, ist es normal, dass die vier Kategorien recht unterschiedlich gemischt vorkommen. Wo beispielsweise beim Erstklässler ‚Anfänge‘  normal oder manchmal auch beachtlich sind, ist es in den höheren Jahrgangsstufen normal, dass (in dem entsprechenden Thema) Basis-, gesicherte- oder eben vertiefte Kenntnisse erworben wurden. Die IzEL orientieren sich hierbei stofflich an den Bildungsendzielen der staatlichen Grundschule bis zum Mittleren Bildungsabschluss.

Inwieweit das eigene Kind den Schulstoff „zeitgerecht“ absolviert hat, ist für den Laien kaum zu erkennen. Für diese Information und die Frage, ob es notwendig ist in einem Fach nach zu arbeiten, ist das Elterngespräch mit den Lehrern da. Dieses ist für die Einordnung der Informationen aus den IzEL besonders wichtig und sollte gegebenenfalls zeitnah zur Zeugnisausgabe stattfinden. Der Vorteil der IzEL ist, dass man ab dem zweiten Zeugnis die Entwicklung von Jahr zu Jahr in den Fächern verfolgen kann. Für zusätzliche, persönliche Bemerkungen des Lehrers ist unter den Kreuzchenfeldern Platz.

Eine Zeitersparnis sind die IzEL für die Pädagogen keineswegs. Sie müssen nicht nur viele Daten sammeln, sondern auch mit jedem Schüler die Leistungseinordnung besprechen. Denn zu lernen, es zu erkennen wo man selbst steht, was man kann, was schwer fällt und woran man noch arbeiten muss, ist ebenfalls ein Ansatzpunkt des IzEL-Zeugnisses. „Oft schätzen die Kinder sich eher schlechter ein, als der Lehrer sie beurteilen würde“, meint Martina Hoffmann.

IzEL heißt: Kein Vergleich mit anderen – Individuelle Feststellung meiner Leistungen und Kompetenzen.
Anstelle von Notenzeugnissen erstellen Montessori-Schulen Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess („IzEL“).

Diese Form der Einschätzung wurde vom Montessori-Landesverband Bayern entwickelt und ist die verpflichtende Form der Leistungsdokumentation aller Mitgliedsschulen.
Die „IzEL“ enthalten eine ausführliche Dokumentation der persönlichen Kompetenzen und  zum Arbeits- und Sozialverhalten sowie zu Inhalten und Lernfortschritten in den einzelnen Lernbereichen.

Sie entstehen aus den kontinuierlichen Beobachtungen der Lehrer sowie aus Feedback-Gesprächen zwischen Lehrer und Schülern. Die Schüler lernen so die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung und erwerben die Fähigkeit, sich selbst Ziele zu setzen und diese zu verfolgen.
In der Oberstufe und Mittelstufe  gibt es die IzEL zum Halbjahr und zum Schuljahresende. In der Grundstufe gibt es zum Halbjahr ein Briefzeugnis  und zum Jahresende ebenfalls die IzEL.